Gründungsorientierte Einführung in die BWL
Stand: Do 11. Jul 14:14:57 CEST 2013
Prüfungsvorbereitung für Vorlesung der Studium Generale von Jörg Knorr
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Einführung
- Opportunitätskosten: Entgangene Erlöse durch Verzicht/Investitionen
Businessplan - Bestandteile
- Executive Summary: Zusammenfassung des Businessplans
-> Interesse möglicher Kapitalgeber wecken
- Geschäftsidee: Vorstellung der Produktidee, Wie wird Geld verdient
- Markt und Wettbewerb: Branchendaten ein vertiefter Einblick zu
Konkurrenten/Kunden
- Marketing: Markteintrittsstrategie
- Gründerteam und Management: alle Teammitglieder mit ihren spezifischen
Qualifikationen
- Angaben zum Unternehmen: Gesellschaftersituation u. die gewählte Rechtsform
- Chancen und Risiken: Best-case- und Worst-case-Szenarien
- Realisierungsfahrplan: zeitlichen Ablaufplan
- Finanzplanung: Gewinn-/Verlustrechnung, Liquiditätsplanung u. Kapitalbedarf
- Anhang: Zeugnisse, Verträge, Letter of Intent, ...
Marketing
- Buying Center: Gruppe von Mitarbeiter, die an einer
Kaufentscheidung beteiligt ist
- Käufermarkt: Angebot > Nachfrage (Lebensmittelhandel)
- Verkäufermarkt: Angebot < Nachfrage (Drogenhandel)
- Marketingmix: die 4 P's
- Price:
- Preisdifferenzierung: mengenmäßig, zeitlich, räumlich, personell, leistungsbezogen
- Preisabfolge:
- Penetration: Einführung zu Niedrigpreisen bei Mindestqualität, später Preiserhöhung
- Abschöpfung: hoher Anfangspreis, dann schrittweise Preissenkung
- Place (Distributionspolitik): Standortwahl, direkter/indirekter Vertrieb, Lagerhaltung
- Promotion (Kommunikationspolitik):
Werbung, Verkaufsförderung(Promotion), Öffentlichkeitsarbeit (PR)
- Product:
- Produktlebenszyklus: Einführung, Wachstum, Reife, Rückgang
Schritte der Marktanalyse
- relevanter Markt
- Marktsegmentierung: Aufteilung des relevanten Marktes in Käufergruppen (Segmente) nach bestimmten Kriterien
- Ziel: Gleiche Marketingstrategie je Segment -> differenzierte
Marketingstrategie
- Anforderungen an ein Segment: Messbarkeit, Mindestgröße, Konstanz
- Zielmarktfestlegung
- Positionierung:
- Timingstrategien (Zeit des Markteintritt: Pionier,frühe Folger,später Folger)
Markteintrittsbarriere: Hindernisse, die den Markteintritt; Nachteile gegenüber etablierten Unternehmen
Substitute: Produkte/Dienstleistungen, die das selbe Bedürfnis auf andere Weise befriedigen
Branchenanalyse: 5-Forces nach Porter
von Drtuxy unter der CC by-Lizenz
SWOT-Analyse: Matrix -> horizontal: Stärken/Schwächen, vertikal: Chancen/Risiken
Unternehmensnachfolge
- Führungsübertragung: Übertragen der Aufgaben an einen Nachfolger mit/oder ohne Einarbeitung
- Eigentumsübertragung: Übertragung des Unternehmenseigentums durch Vererbung, Schenkung oder Verkauf
- MBO (Management Buy-Out): Nachfolger aus dem Unternehmen
- MBI (Management Buy-In): Nachfolger aus dem Umfeld
Rechtsformen
Gewerbe
Jede wirtschaftliche Tätigkeit mit Gewinnerzielung mit Ausnahme der freien Berufe und
Landwirtschaft zählt zum Gewerbe.
Folgen:
- Gewerbesteuer
- Anmeldung beim Gewerbeamt (sonst beim Finanzamt)
- doppelte Buchführung bei Handelsgewerben
Freie Berufe
- ausgewählte Berufe, selbstständig, besondere Qualifikation
- einfache Buchführung
Kaufmann
- Handelsregister: Öffentliches Verzeichnis von angemeldeten Kaufmännern,
hat Publikations-, Beweis-, Kontroll- und Schutzfunktion
- Ist-Kaufmann: Gewerbe, die durch ihre Größe/Umsatz in das Handelsgewerbe fallen
- Kann-Kaufmann: freiwillige Eintragung
- Formkaufmann: Handelsgesellschaften (Rechtsform bedingt)
- Folgen:
- Recht auf Firmennamen/Schutz vor Verwechselung
- können Prokura (Handelsvollmacht) erteilen -> geschäftliche
Vertretungsmacht
- müssen Handelsbücher/Bilanzen/Inventuren führen
- können im Namen der Firma klagen
Rechtsformen
- Einzelunternehmen: Einzelkaufmann, freie Berufe, Kleingewerbe
- unbeschränkte Haftung -> hohes Risiko bei Fehlentscheidungen, aber hohe
Kreditglaubwürdigkeit
- unterliegt einer (natürlichen) Person
- kein Mindestkapital/Gründungskosten
- keine Gewinnteilung
- Personengesellschaften: Gbr, Offene Handelsgesellschaft (OHG), Kommanditgesellschaft (KG), PartG
- Zusammenschluss mehrerer Personen (nat./jur.) durch einen Gesellschaftsvertrag
- Haftung: in der Regel unbeschränkt, Ausnahme KG
- Gewinnbesteuerung: Gewinn wird auf Gesellschafter verteilt und bei diesen
versteuert (Transparenzprinzip)
- Mitwirkung: ?
- Kapitalgesellschaften: GmbH, UG, AG, Societas Europaea (SE), Genossenschaft eG
- eigenständige juristische Person, von den Mitgliedern unabhängiger Bestand (Trennung von Gesellschaftern und Gesellschaft)
- Haftung: beschränkt auf Gesellschaftsvermögen
- Gewinnbesteuerung: Gewinn wird sowohl bei der Gesellschaft als auch bei den
Gesellschaftern versteuert (Trennungsprinzip)
- Mitwirkung: ?
Steuern
- Einkommenssteuer (Est):
- Steuersubjekt: natürliche Personen
- Bemessungsgrundlage: zu versteuerndes Einkommen
- Steuersatz: Progression von 14% bis max 45%, Freibetrag ~8000€
- Körperschaftssteuer (Kst):
- Steuersubjekt: juristischen Personen
- Bemessungsgrundlage: Einkommen ermittelt durch Betriebsvermögensvergleich
- Steuersatz: konst. 15%
- Solidaritätszuschlag:
- Steuersubjekt: jurist. und natürliche Personen
- Bemessungsgrundlage: Est und Kst
- Steuersatz: 5.5%
- Kirchensteuer:
- Steuersubjekt: natürliche Personen
- Bemessungsgrundlage: Est
- Steuersatz: 8-9%
- Gewerbesteuer:
- Steuersubjekt: Gewerbe
- Bemessungsgrundlage: Steuermessbetrag, ermittelt aus dem Gewerbeertrag
- Steuersatz: regional unterschiedliche Hebesätze
- Bsp: Steuer = ((Gewerbesatz - Freibetrag¹) * Steuermesszahl) * Hebesatz²
¹ nur bei Personengesellschaften
² regional abhängig
- Umsatzsteuer:
- Steuersubjekt: liefernde/leistende Unternehmen
- Bemessungsgrundlage: in Rechnung gestelltes Entgelt
- Steuersatz: 9% oder 19%
- indirekte Steuer: Steuerschuldner (Konsument) != Steuerträger (Verkäufer), d.h. das Unternehmen statt dem Kunden führt die Steuer ab
- Umsatzsteuer kann als Vorsteuer geltend gemacht werden, wenn die Güter für
unternehmerische Zwecke einsetzt werden
Rechnungswesen Extern
- Güterwirtschaftlicher Bereich -> Gewinnmaximierung (Ziel)
- Finanzwirtschaftlicher Bereich -> Liquidität (Ziel)
- Abschreibung: Kosten für Wertgegenstände können nicht sofort in der Gewinn-
und Verlustrechnung als Kosten eingerechnet werden, sondern müssen über die Nutzungsdauer
abgeschrieben werden
Buchführung
- einfache Buchführungspflicht
- alle Ausgaben und Einnahmen chronologisch erfasst
- Gewinn: Einnahmen-Überschuss-Rechnung => (Einnahmen - Ausgaben) > 0
- für Freiberufler/Kleingewerbetreibende
- doppelte Buchführungspflicht
- jeder Geschäftsvorfall wird auf 2 Konten erfasst
- Gewinn: Vermögensvergleich (Betriebsvermögen dieses Jahr - Betriebsvermögen letztes Jahr) > 0
- für alle Handelsgewerbetreibende
doppelte Buchführung
Activa | Passiva |
Anlagevermögen
- Immaterielle Vermögensgegenstände
- Sachanlagen
- Finanzanlagen
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Eigenkapital
- Gezeichnetes Kapital
- Kapital-/Gewinnrücklage
- Gewinn-/Verlustvortrag
- Jahresüberschuss/-fehlbetrag
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Umlaufvermögen
- Vorräte
- Forderungen
- Wertpapiere
- Liquide Mittel
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Rückstellungen
- Pensionsrückstellungen
- Steuerrückstellungen
- Sonst. Rückstellungen
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Verbindlichkeiten
- gegenüber Kreditinstituten
- aus Lieferungen und Leistungen
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Rechnungsabgrenzungsposten
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Rechnungsabgrenzungsposten
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Summe Activa -> Gesamtvermögen
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Summe Passiva -> Gesamtkapital
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- Zufluss- und Abflussrechnung bei Einnahme-Überschuss-Rechnung
- Gegenüberstellung von Einnahmen/Ausgaben im Zeitraum
- Ausnahmen:
- abnutzbare Anlagegüter -> Ausgabe über Abschreibung
- nicht-abnutzbare Anlagegüter -> Ausgabe bei Verkauf/Entnahme
- Kredite -> Aufnahme/Tilgung finden keine Berücksichtigung, Zinsen sind Ausgaben
- private Entnahme/Einlage -> Geld nicht berücksichtigt, Güter schon
- regelmäßige Ausgaben/Einahmen ->
10-Tage-Regel: regelmäßige Rechnungen zählen zum bis zum 10.01 zum Jahr der
wirtschaftl. Zugehörigkeit
Rechnungswesen Intern
- Kostenartenrechnung: Einteilung der Kosten nach
- Art: z.B. Sach-, Personal-, Dienstleistungskosten
- betrieblicher Funktion: z.B. Beschaffung-, Fertigungs-, Verwaltungskosten
- Beschäftigungsabhängigkeit: fixe Kosten, variable Kosten
- Art der Verrechnung: Gemein- und Einzelkosten
- kalkukatorische Kosten:
- Anderskosten:
- kalk. Abschreibung (Basis: Wiederbeschaffungskosten),
- kalk. Wagnisse (Basis: Wagnisverluste der Vergangenheit)
- Zusatzkosten:
- kalk. Miete (bei private Räume),
- kalk. Unternehmenslohn
- Kostenstellenrechnung:
- Verteilung der Gemeinkosten auf Unternehmensbereiche (Haupt- u.
Nebenkostenstellen)
- Verrechnung der Gemeinkosten der Hilfkostenstellen auf die
Hauptkostenstellen mit Verrechnungsätze, z.B. Stufenleiterverfahren
- Kostenträgerrechnung:
- Kostenträgerzeitrechnung:
- Kostenträgerstückrechnung (Zuschlagskalkulation):
- Materialkosten = Einzelkosten + anteilige Gemeinkosten
- Fertigungskosten = Einzelkosten + anteilige Gemeinkosten
- Herstellerkosten = Material + Fertigung
- Selbstkosten = Verwaltung + Vertrieb + Herstellung
- Zuschlagssatz = Gemeinkosten / Einzelkosten * 100%
Stufenleiterrechnung
- Hilfkostenstellen sortieren nach, der mit dem meisten Leistungsüberschuss
- Umlage der Leistungen der Hilfsks. an die anderen Hilfsks. in der gegebenen Reihenfolge
- Umlage der Leistungen nach ihrer in Anspruchnahme an die Hauptkostenstellen
Finanzplanung
- Hauptziel: Liquidität
- Kapitalbedarf = Auszahlung - Eigenkapital
- Einzelpläne:
- Umsatzplanung: Entwicklung der Erlöse
- Investitionsplanung: geplanten Investitionen
- liquiditätswirksam: Anschaffungskosten müssen gedeckt sein
- erfolgswirksam: Abschreibung pro Jahr bei Gewinn-/Verlustrechnung
- Kostenplanung: entstehende Kosten
- Kapitalbedarfsplanung: Ermittlung des Gesamtkapitalbedarfs
- (Produktions- und Beschaffungsplanung)
- (Personalplanung)
Finanzplan
- Erfolgsplanung: (finanzielle) Gewinn- und Verlustrechnung
- Liquiditätsplanung: Entwicklung und Sicherstellung jederzeitiger Liquidität
(-> Erkennen von Engpässen)
- Planbilanz: Ermittlung der Aktiva und Passiva -> Hinweise auf Vermögens- und Finanzlage
Kennzahlenanalyse
- bestandsorientiert:
- Kapitalstruktur:
- Eigenkapitalquote = Eigenkapitial / (Eigenkapital + Fremdkapital)
- Fremdkapitalquote = Fremdkapital / (Eigenkaptial + Fremdkapital)
- Verschuldungsgrad = Fremdkaptial / Eigenkaptial
- Vermögensstruktur:
- Anlagenintensität = Anlagevermögen / Umlaufvermögen * 100%
- Umlaufintensität = Umlaufvermögen / Gesamtkapital * 100%
- Liquiditätsregeln:
- 1th Grad: liq. Mittel / Verbindlichkeiten >= 1
- 2th Grad: (liq. Mittel + kurzfri. Forderungen) / Verbindlichkeiten >= 1
- 3th Grad: (liq. Mittel + kurzfri. Forderungen + Vorräte) / Verbindlichkeiten >= 1
- stromgrößenorientiert:
- absolute Erfolgskennzahlen
- Bilanzgewinn: Jahresüberschuss
- Cashflow: Überschuss der Ertrag über Aufwandsauszahlungen
- relative Erfolgskennzahlen
- Eigenkapitalrentabiltät = Gewinn / Eigenkapital * 100%
- Gesamtkapitalrentabiltät = (Gewinn + Fremdzinsen) / (Eigenkapital + Fremdkaptial) * 100%
- Umsatzrentabiltät = (Gewinn) / (Umsatz) * 100%
Finanzierung
Fremd/Eigenkapital (Unterschied)
| Eigenkapital | Fremdkapital |
Kapitalgeber
|
(Mit-)Eigentümer
|
Gläubiger
|
Dauer
|
unbegrenzt
|
begrenzt
|
Entschädigung
|
Gewinnausschüttungen
|
Zins
|
Rückzahlung
|
nein
|
ja
|
Mitbestimmung
|
ja
|
nein
|
Haftung
|
haftet
|
haftet nicht
|
steuerliche
Behandlung der
Kapitalkosten
|
Gewinne nicht abzugsfähig
|
Zinsen abzugsfähig
|
VC (deutsch: Wagniskapital)
- Eigenkapitalfinanzierung
- zeitlich begrenzt
- Mitspracherecht
- Managementfunktion
- Minderheitsbeteiligung
- Sonderform: Business Angle (informelles VC - mehr Wissenstransfer als Kapital)
Kredit - Merkmale
- Laufzeit
- kurzfristig: Lieferantenkredit, Dispo
- mittle-/langfristig: Darlehen, Hypothek
- Kündigung-/Verlängerung
- Auszahlungs-/Rückzahlungsbetrag
- Auszahlungsbetrag != Nominalbetrag (Einzahlbetrag)
- Sicherheiten
- Bürgschaft, Pfand, Sicherheitsabtretung
- Zins
- -termine, -bindung, Effektivzins
- Tilungsstruktur
- z.B.: Annuitätentilgung(erst Zinsen hoch und Tilgung niedrig, später umgedreht)
bei Fragen einfach eine Nachricht an joerg@higgsboson.tk